Triple Shepherd

Erste Generation

A-Wurf

Indra

Kinder-Schwester

Als wir den B-Wurf erwarteten, war Indra 1,5 Jahre alt. Wir wurden in der Wartezeit von anderen Hundehaltern und auch Züchtern immer wieder gefragt, was wir mit Indra machen würden, wenn die Welpen da wären. Mit anderen Worten: Wie sperrt ihr sie weg, oder gebt ihr sie in Pflege? Wir haben nichts dergleichen getan. Wir haben uns einfach nicht eingemischt, und die Hunde machen lassen. 

Als die Geburt losging, ist Indra in den Garten geflüchtet. Sie war mit nichts dazu zu überreden, wieder reinzukommen. Erst 2 Stunden nach dem letzten Baby kam sie wieder, und machte um Muttter und Kinder einen Riesenbogen.

In den folgenden Tagen kam sie immer wieder an die Wurfkiste, war neugierig und äußerst interessiert, durfte aber - auf dem Bauch robbend - nicht näher als 2 Meter heran. Ein Blick in das Gesicht ihrer Mutter genügte, um ihr den Abstand zu definieren. Von Tag zu Tag wurde dieser - von Shanti bestimmte - Abstand kleiner, bis sie schließlich ihren Kopf in den Eingang der Wurfkiste legen durfte.

Als die Welpen mit 3 Wochen aus der Kiste kletterten und die Wurfkiste als Schlafhöhle an den Laufstall angebaut wurde, durfte Indra zu ihren Geschwistern. Ich werde nie den Blick von Shanti vergessen, mit dem sie ihrer großen Tochter erlaubt hat, zu den Welpen zu gehen. Die hat per Blick noch zweimal nachgefragt, und dann sprang sie zu den Babies in den Laufstall. Dabei war sie genauso geschickt wie ihre Mutter, sie hat immer erst genau taxiert und bei keiner einzigen Landung einen Welpen getroffen - immerhin ist unser Laufstall 70 cm hoch (reicht bis zur 7. Woche!), und Indra ist aufgrund ihres überschäumenden Temperaments nicht gerade die Feinmotorikerin.

Von dem Moment an hat sie sich rührend, hingebungsvoll und liebevoll rund um die Uhr um ihre Geschwister gekümmert. Sowie ein Pipi oder Häufchen kam, war sie sofort zur Stelle, um sauber zu machen und den Kleinen den Po und das Bäuchchen zu lecken. Sie hat die Babies gepflegt, sie bewacht - wehe, es kam ein Fremder in die Wohnung! -, mit ihnen gespielt und hat ihnen viel beigebracht. Mehr, als ihre völlig erschöpfte Mutter hätte tun können.

Die beiden haben wie ein eingespieltes Team zusammen die Elf groß gezogen. Und alles nur unter der Anleitung von Mama Shanti, ohne menschliches Dazwischenfunken.

Wir können nach dieser Erfahrung nur jedem Züchter raten, Welpen im Rudel mit anderen erwachsenen Hunden aufwachsen zu lassen - so werden aus den Welpen einfach noch bessere Hunde. Die Mutter wird schon zeigen, wann es soweit ist. Meine These ist: beobachten, statt regeln zu wollen, was die Hunde sowieso besser wissen als wir Menschen. Die Welpen haben überhaupt nichts davon, aus benachbarten Zwingern die großen Hunde oder ihren Vater nur bellen zu hören. Sie profitieren hingegen unheimlich viel davon, von anderen Hunden umsorgt, beschäftigt und erzogen zu werden.

Die Tatsachen geben uns Recht: Von den Elf, die deutschlandweit zerstreut sind, ist jeder Trainer (auch) wegen ihrer Sozialisierung und absoluten Instinktsicherheit völlig begeistert. Das geht soweit, dass manche Trainer einen Triple-Shepherd mittlerweile bei Wesenstests von anderen Hunden einsetzen. Wendet der Triple-Shepherd ab oder zeigt sogar Angst, ist mit dem anderen Hund mit Sicherheit irgend etwas nicht in Ordnung. Das hat sich mittlerweile so oft bewiesen, dass man es einfach nicht mehr ignorieren oder auf Zufälle schieben kann. Der A-Wurf war auch schon so, aber der B-Wurf ist dank großer Schwester noch besser geeicht.

 

Wir ziehen die Welpen "paper clean" groß. Sie lernen früh, auf die Zeitung zu machen, was Vorteile für den späteren Besitzer bei der Erziehung zur Stubenreinheit hat. Indra prüft grundsätzlich, ob hinten auch wirklich alles sauber ist. 

Ab der 5. Woche - wenn sie einigermaßen sicher laufen können - gehen die Welpen täglich in kleinen Gruppen im Wohnzimmer auf Entdeckungstour. Dabei passen alle Erwachsenen auf, dass ihnen nichts passiert: Shanti, Indra und wir.

 

Wir Menschen führen dabei andere Regeln ein als die Hunde: In Möbel, Teppiche und Kabel beißen ist "pfui". Auch hier findet der spätere Besitzer einen wertvollen Erziehungsansatz und braucht nur weiterzumachen.

Indra pflegt ihre Geschwister nicht nur unermüdlich und bewacht und beschützt sie sogar nachts. Sie spielt auch mit den Spielzeugen mit ihnen und zeigt ihnen alles, was man als übermütiger junger Hund so wissen muss.

 

 

Auch hält sie ihnen manchmal - genau wie Shanti - die Schnauze zu. Damit wird die Beißhemmung anerzogen, denn diese ist keineswegs, wie viele Menschen glauben, angeboren.

Das ist aber auch die einzige Erziehung, die die Welpen bis Ende der 8. Woche von erwachsenen Hunden erfahren. Ansonsten genießen sie die herrlichste Narrenfreiheit der Welt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit 6 Wochen sind die Welpen schon ganz schön flott auf den Pfoten und erkunden alles und jeden. Indra schaut zu und wacht.

Indra lässt sich von den Kleinen außer festem Zubeißen wirklich alles gefallen. Sie hat sie auch nicht ein einziges Mal weggestupst. Selbst als die den Unterschied zwischen Mutter und Schwester noch nicht begriffen hatten und auch bei Indra nach Milch suchten, hat sie lediglich die Flucht ergriffen. 

Hier lässt sie sich von Brüderchen Eyk "erlegen".

Nach solchen Kämpfen muss man erst einmal eine Runde parallel schlafen und sich mit Buttermilch stärken. 

Ab der 6. Woche hat sie verstärkt das Ziehen und Zerren mit den Kleinen geübt, wobei sie oft gegen 3 - 4 auf einmal angetreten ist. Wie ein großer Wolf hat sie zum Schluss immer den Geschwistern die Beute überlassen. 

Schon seltsam: Viele Menschen müssen Bücher lesen, um zu verstehen, dass Kinder Erfolgserlebnisse brauchen, um mit einem gesunden Selbstbewusstsein ihr Leben meistern zu können. Unsere Hunde wissen das einfach so.

Dann kam für Indra ein schrecklicher Tag. Als der letzte Welpe das Haus verlassen hatte, war sie todtraurig und 2 Wochen lang zu nichts zu gebrauchen. 

Geblieben sind ein paar große Löcher: in ihrem Herzen, in ihrem Alltag, und das im Garten, das Eyk und Kira in verschwörerischer Gemeinschaft angelegt hatten. 

Das Loch im Garten musste lange Zeit so bleiben. Immer, wenn wir es aufgefüllt hatten, hat sie es wieder freigelegt. 

Inzwischen ist es weg, und auch ihr Kummer ist nach ein paar Wochen verflogen. Geholfen hat sicherlich, dass wir 3 Welpen nach ihrem Auszug nochmal kurz in Pflege genommen haben. So konnte sie sich daran gewöhnen, dass ihre Geschwister kommen und gehen. 

Zum Glück ist das so geblieben. Kommt einer zu Besuch, wird er vor Freude wölfisch grob angebrummt und niedergeprankt, um dann nahtlos in wildes Spiel überzugehen. Und bei den großen Geschwistertreffen weiß sie vor lauter Begeisterung nicht, wo sie zuerst und zuletzt hin rennen soll...